Bekenntnis …

„Das EINE ist meine wahre Natur
und die Natur aller Wesen.
ES ist zeitlos und unwandelbar,
ES entfaltet sich in der Zeit. 
ES offenbart sich als diese Form, die ich bin.

ES entstand nicht bei meiner Geburt,
ES vergeht nicht im Tod.
ES ist weder gut noch böse
und mit nichts vergleichbar.
ES ist wie der Ozean,
der unverändert bleibt,
auch wenn er Millionen von Wellen wirft.

Dieses EINE ist der Urgrund aller Dinge.
ES ist unendlich.
ES hat nie angefangen
und ES hört niemals auf,
denn ES kennt keine Zeit.
ES ist gleichsam der <Zeuge>,
der hinter allen Handlungen steht.
Als dieser <Zeuge> ist ES mein wahres Wesen.

ES übersteigt alle Theologie, Philosophie,
Theodizee und Metaphysik.
ES hat nichts mit Glauben zu tun. 
ES lässt sich nur erfahren.
ES ist das grenzenlose, absolute Jetzt.

Aus diesem absoluten Jetzt
steigen die vielen Formen
und Wesen des Universums auf
wie aus einem unendlich tiefen,
nie versiegenden Brunnen.

ES ist die Ursache der Ursache der Ursache,
aber nicht im Sinn von Ursache und Wirkung.
ES ist das <Nichts>, das sich immer wieder neu ausformt. Alle Dinge und alle Lebewesen – und auch wir Menschen –  bestehen aus dem reinen, ursprünglichen Nichts.

Wir sind eine Form des Nichts,
so wie ein goldener Ring die Form des Goldes ist.
Der Ring ist nicht das Gold und das Gold ist nicht der Ring –
aber als Ring aus Gold sind sie eins.
Das Gold gibt dem Ring die Existenz,
bleibt aber davon unberührt.

So bestehen Menschen,
Tiere, Bäume, Blumen,
Steine, Wasser, Berge,
Planeten, Monde, Sonnen,
Spiralnebel und wir selbst,
unsere Gefühle, Gedanken und Intentionen 
aus dem EINEN.
Das EINE ist gleichsam unser Familienname.
Wir sind alle von dieser <einen Familie>.
ES ist der Nenner, an dem alle Zähler partizipieren.

Da wir dieses EINE sind,
sind wir auch nicht entstanden
und werden nicht vergehen.
Unser wahres Wesen ist ungeboren und unsterblich.
ES war immer schon da –
nur die Form ändert sich in jedem Augenblick!
So wie die Wellen immer ihre Form verändern 
und doch der gleiche Ozean bleiben. 
ES ist nicht immer die gleiche Welle,
aber immer das gleiche Wasser.
Das EINE bleibt immer gleich
und wandelt sich nie.

Die äußere Form wird sterben,
aber was wir zutiefst sind
ist unvergänglich und unzerstörbar.
ES entsteht nicht bei unserer Geburt.
ES grenzt sich nur ein in diese Form.
ES geht im Tod nicht unter,
ES verliert nur diese Form.

Auch wenn es Menschen gibt;
die Erinnerungen haben,
als hätten sie schon einmal
oder gar mehrmals gelebt,
wäre ES immer nur dieser Urgrund,
der die vielen Erfahrungen macht.
Die äußere Form wird sterben,
aber was wir wirklich sind,
kennt keine Zeit.

Wir tragen das Gesicht des EINEN.
ES lässt sich auch hinter dem Bösen nicht verbergen.
Wenn Du im EINEN ankommst,
wirst du ES wiedererkennen.
ES ist dir urvertraut.
Dann wirst du wissen,
dass ES immer dasselbe war,
schon vor deiner Geburt,
vor der Geburt deiner Eltern,
vor ewigen Zeiten
und am Ende der Welt.

Die Welt mag untergehen,
doch auch als Untergang manifestiert sich das EINE. Untergang ist nie Untergang,
sondern Fortgang auf einer anderen Ebene und Neubeginn.

In der tiefen spirituellen Erfahrung
werden wir gewahr,
dass ES selbst ganz still ist
und nur die äußeren Formen kommen und gehen.
Dann endlich erkennen wir,
dass wir uns immer schon gekannt haben
und entdecken,
dass wir wiedergefunden haben,
was wir immer schon gewusst
und nur vergessen hatten.
ES gibt nur das zeitlose Jetzt.

Wer in diese Erfahrung gelangt,
erfährt sich als Einheit, Verbundenheit und Liebe.
Diese Liebe führt zu Gemeinschaft mit allem und jedem.
Sie zeigt sich als Sinn unseres Menschseins.
Sie führt zurück zu den Menschen in den Alltag.
Sie lässt das Leben neu begreifen
und deutet den Sinn unserer kurzen Lebenszeit
in diesem zeitlosen Universum.“

(Willigis Jäger OSB)

Wie gerne finde ich mich in dieser Formulierung wieder …

Gut sagen …

Viele Menschen erfahren ein Gefühl der Trennung
und Isolierung sowie damit zusammenhängend
Zurückweisung, Enttäuschung und Vereinsamung.
Wenn du gerade in solcher Weise leidest,
bete für denjenigen, der dich ausgeschlossen hat.
Sende ihm positive Energie und gute Wünsche.
Sich zu entscheiden, nicht zu hassen,
ist die einzige Form der Rache, die keine
offenen Wunden in deinem Herzen hinterlässt.
Wenn du einen Menschen triffst, der dich nervt,
dann sage dir: »Genau wie ich macht er das alles
nur, um seine Familie zu ernähren.
Genau wie ich macht er das alles nur, um glücklich zu sein.
Ihm geht es auch nicht besser als mir.
Bestimmt hat er Probleme, unter denen er leidet
und von denen sonst niemand weiß.«
Wenn du einen Menschen triffst,
der dich grundlos ärgert oder
irrational handelt, dann sage dir:
»Die Welt ist groß und grenzenlos,
und voll von eigenartigen Geschöpfen.«

(Haemin Sunim)

Jemandem positive Energie zu senden, heisst nichts anderes, als ihn zu segnen. Das lateinische Wort „Benediktion“ für „Segen“ bedeutet übersetzt in etwa: „Gutes sagen“. Jemandem etwas „Gutes zusagen“; jemandem „Gut sagen“, statt „wüest!“.

Ich finde das bemerkenswert, denn es heisst auch, dass ich damit nicht nur einen Menschen „Gut sage“, und ihn damit im Licht des Guten sehen möchte. Es heisst auch, dass ich damit meinen Blickwinkel ändere, aus dem ich ihn betrachte.

Nach meiner Erfahrung ist es aber genau mein Blickwinkel, der meine Wirklichkeit bestimmt. In dem ich beginne diesen Blick zu weiten, und die Menschen und Dinge aus meinen engen Bewertungen frei zu lassen, kann etwas beginnen zu heilen. Dort öffnet sich der Raum in dem die Wunder geschehen.

Den Schritt finden …

_KHS3069„Der Mensch wünscht sich einen Himmel, in dem es kein schlechtes Wetter, keine Zahnschmerzen, keine Erdbeben, Überschwemmungen, Kriege, Feindschaften und Probleme gibt. Aber es gibt nichts ausserhalb dieses Urprinzips. Es ist alles eingeschlossen, was sich da in uns und um uns vollzieht, auch Leid, Krieg und Tod. Es gibt nichts ausser diesem göttlichen Tanz. „Religiös sein“ heisst, mitzutanzen und sich als Tänzerin oder Tänzer und als Tanz zu erfahren. Es fehlt uns leider oft die Leichtigkeit des Lebens. Die Leichtigkeit des Tanzes, die Leichtigkeit des Kommens und Gehens, des Geborenwerdens und Sterbens. Wir sind schlechte TänzerInnen. Wir möchten immer den Schritt machen, der nicht dran ist. Dadurch verhaspeln wir uns, treten uns und anderen auf die Zehen.“      (Williges Jäger)

Ich wünsche mir sehr, dass wir durch diese Zeit zu dem Geheimnis zurückfinden, in dem uns die Stille des Augenblicks lehrt, welcher Schritt dran ist, und welcher nicht…

Gut, oder doch schlecht?

L1001170

<<Vor langer Zeit lebte ein alter Mann, der Pferde züchtete. Seine Pferde waren sehr bekannt und wurden zu hohen Preisen gehandelt. Eines Tages lief ihm sein edelster Zuchthengst davon. Die Nachricht dieses unschätzbaren Verlustes verbreitete sich in Windeseile. Alle Nachbarn kamen, um den Pferdezüchter zu trösten, weil sie wussten, wie sehr er an seinem Pferd hing. Sie bedauerten ihn so, als ob es ihr eigenes Unglück wäre. Er aber antwortete gelassen: «Nun ja, macht Euch keine Sorgen! Was man besitzt, wird man irgendwann auch wieder verlieren. Aber wenn man etwas verliert, gewinnt man auch etwas, oder?»
Tatsächlich, es kam genauso. Einige Tage später kehrte der Hengst zurück – und er kam nicht allein. Mit ihm kam eine bildschöne Stute. Selbst Leute, die nichts von Pferden verstanden, sahen sofort, dass diese Stute etwas ganz Besonderes war. «Was für ein Glück!», freuten sich nun die mitfühlenden Nachbarn. «Anstatt ein Pferd zu verlieren, hast du jetzt sogar ein wunderschönes Tier dazugewonnen. Wie schön für dich!»
Wieder antwortete der alte Mann gelassen: «Nun ja, wenn es Gewinn gibt, gibt es auch Verlust, oder? Deshalb gibt es nicht nur Grund zur Freude.»
Nach einigen Tagen wurde sein Sohn beim Zureiten von der Stute abgeworfen. Er fiel so unglücklich, dass er sich dabei ein Bein brach. Obwohl der Bruch sofort gut versorgt und so gut es ging eingerichtet wurde, konnte er danach sein Bein nie mehr richtig bewegen. Der Sohn war das einzige Kind des alten Mannes und er liebte ihn innig. Später einmal, so war der Plan, sollte er die Pferdezucht übernehmen. Aber wie sollte das nun gehen, mit dem lahmen Bein? Alle waren sehr traurig über diesen schweren Schlag des Schicksals – nur der alte Mann selbst sagte voller Gelassenheit: «Wer weiss, ob dies wirklich ein Unglück ist?»
Einige Jahre später herrschte Krieg im Land. Alle jungen Männer wurden eingezogen. Die meisten von ihnen kamen nicht mehr zurück. Nur der Sohn des alten Mannes blieb verschont, weil ein Soldat mit einem lahmen Bein im Krieg nichts nützt…>>
Gut, schlecht, Glück, Unglück, – woher sollen wir im Moment des Geschehens wissen, wohin uns die Dinge führen? Offen zu bleiben, und vertrauensvoll frei, ist das einzige, was wir tun können, um im Augenblick das Stimmige zu tun.
Also: keine Panik, ganz gleich, was geschieht. Oder biblisch ausgedrück: „Habt keine Angst.“